1895, Richard von Krafft-Ebing, Arbeiten aus dem Gesammtgebiet der Psychiatrie und Neuropathologie, Leipzig: Johann Ambrosius Barth, volume IV (1899), part iii: „Zur Psycho- und Neuropathia sexualis“, chapter i: ‚Ueber Unzucht mit Kindern und Pädophilia erotica‘, erster Aufsatz, chapter title, page 91:
1. Ueber Unzucht mit Kindern und Pädophilia erotica. ¹) 1) Friedreich’s Blätter f. gerichtl. Medicin, 1895
Im Anschluss an die obigen Kategorien der sittlich verkommenen, der originär oder durch erworbene Hirnerkrankung geistig-sittlich Geschwächten, sowie der durch eine episodische Sinnesverwirrung zu Schändern von Kindern Gewordenen, mögen Fälle Erwähnung finden, b e i w e l c h e n w e d e r t i e f s t e h e n d e M o r a l n o c h p s y c h i s c h e o d e r p h y s i s c h e I m p o t e n z s e x u e l l B e d ü r f t i g e z u K i n d e r n h i n t r e i b e n , s o n d e r n v i e l m e h r e i n e k r a n k h a f t e D i s p o s i t i o n , e i n e p s y c h o s e x u a l e P e r v e r s i o n , d i e v o r l ä u f i g a l s P ä d o p h i l i a e r o t i c a bezeichnet werden möge. Zur Zeit verfüge ich nur über folgende 4 derartige Fälle. Sie betreffen Männer.
Es konnte somit kein Zweifel sein, dass der Unglückliche, der eine offenbar bis auf seine Jugend zurückreichende Perversio sexualis im Sinne einer Pädophilia erotica erfolgreich beherrscht hatte, nur ein Scheinverbrecher war, indem eine schwere seit Jahren über ihn hereingebrochene Hirnerkrankung seite sittliche Widerstandsfähigkeit vernichtet hatte.
In beiden Fällen handelt es sich nur um periodisch sich äussernde Pädophilia erotica. […¶…¶] Hier lassen sich zwei von Magnan (psychiatrische Vorlesungen, deutsch von Möbius 1892 II. und III. Heft S. 41) berichtete Fälle anreihen, die für das Vorkommen einer Pädophilia erotica geradezu beweisend sind.
In den anderen Fällen von Pädophilia erotica fehlt die Motivation der perversen Triebrichtung, nur im dritten meiner Fälle liesse sich ebenfalls an Fetischismus denken, insofern im kindlichen Alter bezügliche mächtige Sexualeindrücke stattfanden, die allerdings aber dann durch 15 Jahre latent verblieben, um möglicherweise die mit 25 Jahren aufgetretene Pädophilie zu motiviren.
Was speciell die Pädophilia erotica betrifft, so kann sie an und für sich unmöglich Straflosigkeit für aus ihr resultirende Delicte bedingen, denn, wie die bisher vorliegende Casuistik lehrt, gelang regelmässig Beherrschung pädophiler Dränge, so lange nicht eine Schwächung oder Aufhebung sittlicher Widerstandsfähigkeit durch krankhafte Vorgänge sich hinzu gesellte. [¶…¶…¶] In allen Fällen dürfte der Nachweis einer krankhaften sexuellen Triebrichtung im Sinne einer Pädophilia erotica und als Theilerscheinung einer Belastung die Forderung der Zubilligung mildernder Umstände jedenfalls rechtfertigen.
1908, Albert Moll, Das Sexualleben des Kindes, Leipzig: Verlag von F. C. W. Vogel, chapter viii: „Das Kind als Objekt sexueller Handlungen“, page 199:
Ich habe bereits von Fällen gesprochen, wo ein Kind das andre liebt. Es kann aber das Kind auch das Ziel der Neigung Erwachsner werden. Es gibt Männer und Frauen, deren geschlechtliche Neigung auf Kinder gerichtet ist. K r a f f t - E b i n g nennt diesen Zustand Pädophilia erotica.
I have previously referred to instances in which one child loves another. But the child may also be an object of sexual desire to adults; for in certain men and women, sexual inclination is directed towards children. By von Krafft-Ebing this state is termed pædophilia erotica. ― translation from: Eden Paul, The Sexual Life of the Child, New York: The Macmillan Company (1913), chapter viii: “The Child as an Object of Sexual Practices”, page 219
Wenn auch Kinder heden Alters, selbst Säuglinge, Opfer von Sittlichkeitsverbrechern werden können, so sind es doch meistens solche Kinder, die schon etwas mehr herangewachsen sind, und dies gilt ganz besonders für die meisten Fälle von Pädophilia erotica.
Although children of all ages, and even infants in arms, may be the victims of sexual misconduct, in the majority of such cases we have to do with children who are no longer quite young; and this is true, more especially, of most cases of pædophilia erotica. ― translation from: ibidem, page 221